Mittwoch, 8. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 218 v

"...sechen dann ettwar dem clain sunnenschein in aim dicken wald"-Wem Gott näher steht als er selbst, "der soll an sich nemen ain anfang geistliches lebens zw pringen in ain guet end" (er soll mit dem geistlichen Leben anfangen und es zu einem guten Ende bringen. Wer aber Verdrossenheit und Irrtum hat und wem die andacht abgeht ("und wem in dem irrung oder verdrossenhait der (genetivus partitivus) andacht abget"), dem soll niemals die Liebe abgehen, gute Werke zu tun, denn die tapfer Kämpfenden werden gelobt ("wann die untter den veindten ritterlich vechten die werden gelobt allso werden von got alle ding gelobt die in anfechtung und widerwertigkait von der lieb gocz und sein dienst nit abcheren (=sich abkehren, abweichen)"). Themenwechsel: Es geht nun um den Nutzen des Schweigens mit einem EZECHIELZITAT: "nun sült ir ain venig hören von nücz der sweig die an geistlichen personen sunder (=besonders) vast (=sehr) zw loben ist und daz mügt ir da pej wol versten wann da der weissag (=Prophet) ezechiel zw reden gesandt was da saß er noch siben tag und swaig" (Ezechiel sollte reden, schwieg aber sieben Tage! Tolle Leistung!). Er schwieg "mit traurigkait da pej man erkennen mag die schuld da man an (=ohn) not redt (ohne Not zu reden "is no good"). SALOMON: "wer reden kan der lern sweigen". Die Jünger des heidnischen Philosophen PYTHAGORAS mußten ganze fünf Jahre schweigen ("wan wer des haidens putagoras iunger sein wolt der muest fünff iar sweigen daz er ir gewandt (bevor sich der große Meister ihnen zuwendete). ALBERTUS MAGNUS: "wars und rechts sweigen ist nicht allain daz man sweig von unnücze worten sunder man soll auch von nüczen wortten ettwan (=bisweilen) sweigen" (man soll nicht nur bei unnützen Dingen schweigen, sondern auch bei nützlichen!- Mein Opa sagte immer: Maul halten!). Ansonsten droht Minderung der Gnade (quod absit=was ferne sei!)-SALOMON: Wer gibt meinem Mund ein vernünftiges Schweigen etc.
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