Mittwoch, 8. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 217 r

Menschseins loswerden ("darumb ist not daz der staub un-(fol. 217 r)-serer menschait werd nider truckt..." (recht so!). Erklärung: Wir sind wie die Heuschrecke, die nicht merkt, daß ihr Gefahr droht (vaeren, mhd.=nachstellen, gefährden; oder. verne=fern ?). Wenn wir den Staub unseres Menschseins abgeschüttelt haben, können wir zur Wahrheit gelangen. Warnung vor Hochmut! Wie der Weihrauch seinen guten Geruch verliert, wenn er der Flamme ausgesetzt wird ("wan als der weyrach seinen edeln gesmak verleust so die flammen des fewrs daruntter kumbt"), genauso verlieren unsere guten Werke ihren Wert, wenn sie aus schnöder Ehrsucht geschehen ("allso verliesen unsere guette werck iren edeln gesmack so sich die eittel er daruntter mischt die nichcz anders ist dann ain betrüger"). Gott gäbe uns viel Gnade, wäre da nicht unsere Hoffart("wann got wer uns albeg willig vill gnaden zw geben wenn unser hochfart in nicht hintteret"). Denn was uns Gott an Gnade gibt, das stiehlt die Hoffart ("wann was uns got von seiner guet genaden geit die stilt uns die hochfart und verkaufft sy umb ain haller (=Heller; Pfennig) werd vallscher eren (=für falsche Ehre). Dafür müssen wir "blechen" ("des wir offt entgelten müessen"). Ergo: Der Überheblichkeit mit Demut begegnen. Je vollkommener das Werk, desto größerer Verdienst.-?-Vermutung: Gott bewahrt die Welt durch die Werke der Guten, was sonst nicht geschehen würde. Aufruf zum Rückzug von der Welt: "darumb welt ir geistlich ding erkennen so ziecht auch an das höchst (=möglichst viel) ewer sel von der unsaubrikait zeitlicher ding" (um geistliche Wahrheiten zu erkennen, muß man sich vom Schmutz irdischer Dinge lösen). Ebenso muß man sich vom Gefängnis der eigenen Natur abtrennen ("und tailt euch ab von der fencknuß ewer natur"). Dann merkt man, daß alle Dinge im Vergleich zur Weisheit nichts sind ("so werd ir mercken daz alle ding gegen der weißhait nichcz sind"). Diese führt zu einem guten Ende. Wer das werden will, was er jetzt ist, muß das verlassen, was er gewesen ist "der mueß verliesen daz er gewesen ist").---
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