Donnerstag, 23. August 2018

CGM 447: TRAKTATE JANS VAN LEEUWEN (TEIL 7)

fol. 12 r: "wilt du volkumen seyn so verkauf alles (?)"-"Do mog wir mercken wer unßern heren Jhesum Christum volkumenlich nach volgen will beyde ynwendig und außwendig der müsß alles das verkauffen das er hat...als verr (=sofern) er gemercken mag das yn ein ayniges dinck hindert " (daran können wir merken, wer Jesus nachfolgt, sowohl innerlich als auch äußerlich (vgl. engl. both...and), wenn er alles verkauft, was er hat...sofern er merkt, das ihn ein einziges Ding hindert).
So handelten die "aller ermsten menschen des gaistes wy dy sind dy unßerm herren Jhesu Christo nach geuolgt sind nach volkumenhait yrs selbs von ynnen und von außen" (die Ärmsten im Geiste wie diejenigen, die dem Herrn nachgefolgt sind gemäß ihrer inneren und äußeren Vollkommenheit). An dieser Stelle folgen 12 Punkte, die man erfüllen muß, um die "perfectio" zu erlangen:
"dar zw (lies: zu) gehören uns sünderlichen (=insbesondere) xij (=12) stuck zu" (divisio):
1) "das erst ist das er sich ledige von allen zergecklichen dingen auff das wir nymant zw haymlich sind dann got allayn" (man soll sich aller vergänglichen Dinge entledigen, so daß wir niemand vertraulicher (so nahe wie) sind als Gott).
2) "das ander er soll mer an sehen wes er entpern mög dann wes ym not sey" (er soll mehr darauf sehen, was oder wessen er entbehren kann und was ihm nötig sei).
3) "das drit er soll aynfeltigclichen got maynen yn allen seynen wercken on das seyn dar ynnen zw suchen" (er soll einfältig in allen seinen Werken Gott lieben (nach ihm trachten), ohne das Seine (seinen Vorteil) darin zu suchen).
4) "das vierd wann der mensch das seyn nit ersucht denn so mag er -?-und frey seyn vor den augen (12 v) gottes" (wenn der Mensch nicht das Seine sucht (seinen Vorteil), dann kann er -?- und frei sein vor den Augen Gottes).
fol. 12 v:
5) "das funfft wy kön er sey so soll er doch albeg gotliche vorcht haben" (wie kühn er auch sei, so soll er doch jederzeit Gottesfurcht haben).
6) "das sehst er soll sich außwendig nit so dyemütigklich (?) erweisen das er nit ynwendig hoffertig werd" (er soll sich nicht äußerlich allzu demütig zeigen, so daß er nicht davon innerlich hochmütig werde).
7) "das sibend er soll sich selber versmehen" (er soll sich selber verschmähen (verachten).
8) "das acht wan er das geleiden kan und geleich dar ynnen stet das yn ein ander versmecht und verdruck so stet er wol" (wenn er es ertagen kann und sich in der Lage befindet, daß ihn ein anderer verachtet und schlecht behandelt, dann befindet er sich wohl (ist er auf dem rechten Weg)).
9) " das neynd ist wirt dar von bewegt ynwendig so soll er doch außwendig nymant zy erkennen geben noch nit verantwurten" (wird er davon innerlich bewegt, so soll er nach außen hin das niemand merken lassen, noch soll er widersprechen).
10) "das x (=10) ist das er also bereit sey zu beweisen gleich seynem veind als seynem freund wann diß ist ein spiegel von allen tugenten" (er soll Gleiches seinem Feind wie auch seinem Freund erweisen, denn dies ist ein Spiegel der Tugend);-
11) "das xj (11) wer ym ycht misß dann hat das soll er nymer mer zw erkennen geben noch yn worten noch yn wercken noch yn kainen zaichen" (wer ihm etwas Schlechtes getan hat (?), das soll er niemals mehr sich anmerken lassen weder in Worten noch in Werken noch durch Zeichen (Gesten)).
Doch es gibt auch solche: "sehent man vindt wol menschen dy sich selber wol mit außwendigen worten verdrucken und versmehen und sagen das sy arme sünder sindt aber es solt yn ser wee don wer es das es yn eyn ander mensch saget" (also: siehe, man findet wohl Menschen, die sich selbst wohl mit äußeren Worten herabsetzen und verschmähen und sagen, daß sie Arme Sünder sind, aber es würde ihnen weh tun, wenn es so wäre, daß es ihnen ein anderer sagt).-
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