Mittwoch, 8. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 217 v

All dies geht nur mit Demut ("die ain yeden auf das höchst vernicht"; d.h. sie löscht die Egoität aus). Geschichte des HEILIGEN ANTHONIUS: "wann da anthonius ainsten in nöten was da reufft er zw got und sprach herr wo wastu do ich so grosse not laid da sprach der herr ich was pej dir und merckt mit lust wie dw dich im streit hielts" (Gott war also bei ihm und registrierte mit Freuden, wie tapfer Antonius gegen die Dämonen focht.-Recht so!). Anteilnahme im Leid macht dieses geringer ("dem ist leiden ring").-"Wann die heiligen martrer (=Märtyrer) vergassen irs grossen leidens durch die grossen lieb die sy zw got hetten" (die lieben Märtyrer merkten ihr Leid um der Liebe Christi willen sozusagen fast gar nicht!). Der Herr versucht gerade die Seinen mit viel Widerwärtigem ("darumb versuecht der herr die sein mit vil widerwärtigkait daz sy in tugenten hie scheinen und im ewigen leben an endt leichtten" (auf daß sie hienieden in Tugend glänzen und im ewigen Leben leuchten). Die Knechte sind selig, die der Herr wachsam findet und die alles abgelegt haben ("die aller ding ain ablegung haben"; weg mit dem Zeug!). Wäre uns Gott verborgen, wie das bei den Tieren der Fall ist, würden wir ihn nicht zu bitten brauchen ("wir bedörfften got nit vast (=sehr) piten (bitten; bieten?)..."). Die Stelle ist unklar: Meine Vermutung: "wie möchten im halt pieten" heißt: wir möcht ihm eine Wohnung in uns anbieten (halt=u.a. mehr, oft nur bekräftigend oder begründend; also: mehr bieten; halt=Wohnung; vgl. Aufenthalt, also Wohnstätte in uns anbieten; ich bin mir leider nicht sicher (nescio!)).-?-ZEUGNIS DER SCHRIFT über eitles Leben.-Mir völlig unklare Stelle.-BERNHARD VON CLAIRVAUX: Wo der Schmerz ist, da ist die Hand, und wo die Liebe ist, da ist das Auge (Sinn?) ("man soll umb die sünd smerczen haben und daz aug der lieb soll sich albegen (=immer) zw got cheren (=kehren) der die lieb ist").Wem es hier gut geht, dem wird es dermaleinst schlecht gehen: "wann dem wol hie ist dem volgt dort nach wee der lust smerczen der freuden trauren dem lachen wainen dem pauchfüll hunger und durst der eren schandt dem reichtumb armut"). Dort wird also alles umgekehrt sein: der Lust folgt das Weh, den Freuden der Schmerz, dem Lachen die Trauer, der Fresserei der Hunger und der Durst, der Ehre die Schande, dem Reichtum die Armut.-(Da gibt es nix mehr zu lachen, gar nichts mehr, niente!)
---

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen