Donnerstag, 23. August 2018

CGM 447: TRAKTATE JANS VAN LEEUWEN (TEIL 5)

fol. 10 r: Zunächst geht es um den Unterschied ("unterschaid") "zwischen naturlich und uber naturlich eynsprechen gottes" (wahrscheinlich ist dies ein mystischer Begriff, der so etwas wie "Eingebung" bedeutet). Als nächstes um Entlohnung: "und diße menschen der ser vil auff ertrich ist dy all zw mal (=zusammen; ganz und gar) nach aygen widerlon stellen (vgl. nachstellen) dy sind geleich eynem on getrewen (w=u) dyenst knecht" (also es gibt sehr viele auf dem Erdreich die allesamt nach eigener Entlohnung streben; diese gleichen einem untreuen (miesen kleinen) Dienstknecht!- Warnung an alle elenden Dienstknechte!). Die ihren Lohn schon im voraus haben wollen (noch schlimmer!), "diß sind alle zu mal (=insgesamt) ungetrew eygen heurling dy alßo allzeit auff wider lon sehen wan sy suchen das yr yn allen dingen verporgenlich ynwendig und außwendig" (die sind allesamt untreue (korrupte) leibeigene Mietknechte (hur=Miete; vgl. die Heuer), die immer nur alle Zeit auf Lohn (Entgelt) sehen, denn sie suchen das Ihre in allen Dingen in verborgener Weise innerlich und äußerlich). Folge daraus: "und dar umb beleibt yn got fremd und verporgen mit seynen gnaden" (Gott bleibt ihnen verborgen). Der Gedanke wird noch einmal variiert: "wann (?) alle dy sich selbs suchen und maynen yn allen dingen und dyenen got umb wider lon sehent diße zwifaltigen unrayn menschen beleiben all zeit vinster und unerleucht" (diejenigen, die sich immer nur selbst suchen und bei allem nur selbst meinen (=denen es nur um sich geht (!), die in ihrer Verblendung meinen, alles drehe sich nur um sie, was natürlich mitnichten der Fall ist) und Gott nur gegen Entgelt dienen, diese zweifelhaften (zwielichtigen) Typen bleiben immer finster und unerleuchtet!).
fol. 10 v: Repetitio: "sehent was menschen sich selbs maynen und yr über naturlich gemach suchen on got" (seht, was es Menschen gibt, denen es nur um sich geht und die ihren übernatürlichen (jenseitigen (?); oder: unnatürlichen) Vorteil suchen ohne Gott". Die sind "no good": "das seyn all yn wendig gaistlich unkeusch menschen und diße menschen dyenen yn selber auß eygener knechtlicher (ich lese hier) vorcht (?) und auch auß verkerter unordenlich lieb dy sy zu yn (=ihnen) selber haben" (die sind also unrein und dienen aus knechthafter Furcht und aus verkehrter Liebe, die sie zu sich selber haben).-"Sehent ich sag euch fur war das keynerlay lewdt (lies: Leut') auff allen ertrich swerlicher yrren vor den augen gottes dann gaistliche ynwendige unkeusche menschen dy lust haben auf ynwendigen naturlichen valschen verporgen smacken und die auf ynwendig sussigkait rwen (lies: ruhen) on wurcken und on ynwendige aufgeung von lieb zw (lies: zu) got" (seht, ich sage euch, fürwahr, daß keinerlei Leute auf dem ganzen Erdreich schwerer irren (in die Irre gehen) als geistliche, innerlich unreine Menschen, die Lust auf innerliche, natürliche, falsche, heimliche Genüsse haben und es sich sozusagen innerlich bequem machen, ohne daß sie (Gutes) wirken wollen und ohne daß sie  innen in Liebe zu Gott (wie ein Hefeteig) aufgehen; also wachsen). Der Gedanke wird fortgeführt: "wann (=denn) alle dy menschen dye rwen auff ynwendigen smack und yn selber wol geuallen (sic!) von ynnen und yrem versten diße gaistlichen unkeusche menschen dyenen auch vil mer der gaistlichen hoffart dann der leiplichen" (alle die es sich innerlich behaglich (bequem) gemacht haben und sich innerlich selbst gefallen und sich auf ihre Vernunft etwas einbilden, diese Unreinen dienen mehr der geistigen (intellektuellen) Arroganz (Hoffart, Stolz, Überheblichkeit) als der körperlichen (äußeren). Grund: "wann sye achten sich selbs und yr gaistliche werck und yr behendes versten groß über andere menschen das sy dünckt das andre gut willige menschen nichtz nit konnen noch wissen als sy" (die achten nur sich selbst hoch und ihre geistlichen (geistigen) Werke und ihre schnelles (behendes) Verständnis (Auffassungsgabe, Vernunft) über andere Menschen (d.h. sie erheben sich über sie), daß es sie dünkt (daß sie denken), daß andere gutwillige Menschen gar nichts können oder wissen außer sie selbst; hier sollten sich alle eitlen (Pseudo-)Künstler und Intellektuelle angesprochen fühlen und die, die sich für genial halten!). Alle wollen nur Lohn: "sehent der gaistlichen menschen vindet man so vil dy got dyenen umb wider lon aber wenig menschen vind ich dy sich selber konnen lassen yn alle elendigkait und armüt umb gottes willen und umb yr sel seyligkait" (also: nur wenige können von der Selbstsucht lassen und in Elend und Armut leben). Es folgt nun eine Aufzählung von sieben Punkten; "ayner guten gewissen und eynem abgeschaiden menschen gehören sünderlich (en ?) zu siben ynwendig weiß" (einem guten Gewissen und einem abgeschiedenen (zurückgezogenen) Menschen gehören besonders sieben innerliche Weisen (Merkmale) an":...

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