Montag, 27. August 2018

CGM 447: TRAKTATE JANS VAN LEEUWEN (TEIL 10)

fol. 17 r: Leiden wird als etwas Erstrebenswertes dargestellt: inneres ist besser als äußeres. Das äußere des Herrn hat uns ohne sein Mitleiden wenig geholfen. Ziel ist das "wesenlich an schauen der gothait" (also Wesensschau). Die gutwilligen Menschen wollen Gott durch ihr eigenes Erkennen (Wissen, Glauben) verstehen, was nicht funktioniert ("wollen got mit yr selbsbekantnüß versten und diß mag ie nit (=jemals nicht=niemals) gesein") wann got müsß mit sein selbs verstanden werden" (durch ihn selbst). Gefahr, Schaden zu nehmen: daß "sy dy ding nit als freilichen (=ungebunden; unbekümmert; ohne Hintergedanken (?)) thün und lassen zu der eren gottes als sy solten sünder sich selbs etwas dar ynn zu suchen"; sie tun also die Dinge aus Eigennutz). Christus: "spricht und lert uns das dy link hant nit wissen soll was dy recht hant thüe"; damit ist m. E. einfältiges Handeln gemeint, das nicht seinen Vorteil sucht).
fol. 17 v: "und hye pey versten wir das eyn gaistlich mensch (17 v) soll eynfeltigclichen suchen dy ere gottes yn allen seynen wercken ynwendig und außwendig" (und nicht einen billigen Vorteil). Und zwar soll er dies so tun "also daz er da von on geert und on lon gelobt begert zu sein den Menschen zu gefallen oder gaitlichen begeren von got" (also ohne, daß er geehrt wird, ohne Lohn, ohne den Menschen zu gefallen oder daß er von Gott Lohn haben will). Von diesen drei Dingen kommen alle geistlichen Hindernisse: "seht diß sind drey ding so sunderlich (=besonders) alle gaistlich hinderniß von komen". Man soll sich nur auf die Barmherzigkeit Gottes verlassen ("der sollen wir begeren tag und nacht auff das wir all zeit dymutige verworffne (=elende) knecht gottes seyn und beleiben biß yn den tod".-Die Armen soll man nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich speisen ("es ist nit genugk das ein mensch dy armen außwendigen kon speyßen"), und zwar mit "hymlisch speyß der gnaden gottes dy ewigclichen beleibt".
fol. 18v: Man soll die Seligkeit aller wollen ("und hier an ligt all unß(er) seiligkait". Gottes Erbarmen: "der sich über all menschen erbarmet hat leiplichen und gaistlich".
Explicit: "Noch mer ein grüntfest aller unßer seiligkait und heiligkait ist eyn lautere offene gewissen on alle straffung von tod sunden" (eine Grundfeste (Fundament) der Seligkeit=das saubere offene Gewissen (Einsicht, Erkenntnis dessen, was sich schickt; Bewußtsein, Verständigkeit u. dergl.) ohne Tadel wegen etwaiger Todsünden).---
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FINIS

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