Dienstag, 7. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 215 v

Wer in "widerwertikait in ungedult funden wirt", den fechtet nicht die Pein, sondern das Übel der Ungeduld an. Ein solcher wird mit einem Kupferpfennig verglichen, der ins Feuer geworfen wird. Ist dieser nicht im Feuer, erscheint er silbern. Im Feuer erscheint er aber kupfern, also minderwertiger ("chupffern pfennig die weil der im feur nicht ist so erscheint er clar silber chumbt er aber in daz fewr so wirt sein chuppfer offenbar und daz ist von feur nicht geschehen sunder von seiner unlauttikait prechen (=Gebrechen)"; das Feuer steht für das Mißliche; das Offenbarwerden des Kupfers für die Ungeduld). Begehrt man etwas, bekommt es aber nicht, so übe man sich in Geduld und habe ein sanftes Herz, wodurch man der Tugend nutzen und der Untugend Schaden bemerkt ("der tugent nucz und der untugent schaden").-?-Betrübt dich jemand, vergiß es und überlaß es Gott, daß er dich durch sich selbst erfreue und sein Geist in dich gehe ("und trinck in dich sein geist der seiner veinde mit güttigkait auff pesserung wardt"; d.h. der Geist Gottes wartet in Güte auf die Besserung der Feinde; da kann man vermutlich lange warten!).-Wenn man uns gute Dinge als Übel auslegt, so hat man vierfachen Nutzen davon ("wann so man uns guette ding in übel cherd (=verkehrt) daz ist uns in vier dingen nücz"): Der künftige Lohn wird vergrößert und die Sünde vermindert ("wann es mert (=vermehrt) uns den chünfftigen lon und myndert uns die sund").-Man ist besser auf der Hut ("und sein dester paß in huet"), so daß die Tadler uns nicht finden, wie wir unsern Sinn is Gegenteil verkehren ("uns nichcz vinden zw vercheren und fügen unsern muet")-?-Richten wir also unsern Sinn auf Gott, so daß wir in aller Anfechtung von ihm erfreut werden ("auff daz wir der aussern anweigung (=Anfechtung, Versuchung) von im selber ergeczt (=ergötzt; erfreut) werden und seid (=so daß; damit; zumal) uns denn die veindt in söllicher maß nicht geschaden mügen noch an unser verhengnuß betrueben"; so können uns die bösen Feinde nicht schaden und zu unserem Verhängnis werden).-?-Das Übel der Feinde fügt ihnen selber Schaden zu. Wir sollen uns deren Übel erbarmen ("die in selber schaden thuen und lassen uns ir übel erparmen").-
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