Freitag, 24. August 2018

CGM 447: TRAKTATE JANS VAN LEEUWEN (TEIL 9)

fol. 15 r:...außer dem, der ihn nicht will. Dennoch gibt Gott allen, auch den Schurken: "und diß ist wol eyn wünder das got doch (durch ?) seyn selbs güt gibt dem pößen geleich als dem guten" (vielleicht um die Mistkerle in trügerische Sicherheit zu wiegen; aber am Ende werden sie auf ihren Knien kriechen und jammern, da ist nämlich (oder wird sein) Heulen und Zähneklappern (fletus et stridor dentium)).-Die "ausfließende" Milde Gottes.-Gott="ein ewiges grund loß gut seyn selbs" (ein ewiges,unermeßliches Gut seiner selbst; definitio): "sehent das mag kayn mensch mit verstentnuß versten noch auch mit seym begreifen" (das kapiert keiner so schnell!).-Wir haben alle Schulden: "wir sind also groß pfand schuldig dy wir nymer mer halb bezalen". Jesus hat die Schuld bezahlt "mit seyner mensch werdung und mit seynem on schuldigen leben". Das sollen wir auch tun "all unßer lebtag". Gegen die "Vorteilsdenker": "sehent eyn zwifeltig mensch der ettwas des seynen sucht es sey wy clain es well yn seynen wercken oder yn seynem leiden sehent der selbig mensch mag nymmmer frumm noch seilig werden" (seht was für ein zweifelhafter, mieser Typ der ist, der etwas von dem Seinen (d.h. seinen kleinen billigen Vorteil) sucht, es sei so klein, wie es wolle (etwas noch so Kleines), seht, derselbe Mensch kann niemals fromm oder selig werden). Und ganz ähnlich: "sehent als vil der mensch sucht seynen aigen
fol. 15 v: gemach on dy ere und lob gottes seht also vil suchet der mensch worlich seyn selbs ungemach und er waisß es selber nicht" (siehe, so viel einer seinen Vorteil sucht ohne die Ehre Gottes und ohne ihn zu loben, so viel sucht er in Wahrheit seinen Nachteil und weiß es nicht einmal). Man soll die Seligkeit aller wollen ("freund und feind nymant aus genomen"). In einem solchen wohne Christus.-Es sei eine Schande ("der stinckenden schand", gen. partitivus), daß Geistliche murren ("leichtlich wider got mürmürieren"). Geistliche, die sich zu sehr um äußere Dinge kümmern, sind schief gewickelt: "so vindt man wol auch gaistliche menschen dy sich zu ser und unordenlich yn wollen keren zw got yn ledikait on wurcken...und maynen darumb eyn schauendes leben zu haben" (die sich zu sehr und auf ungeordnete Weise im Wollen zu Gott kehren in Freiheit (Entledigtsein), ohne etwas zu wirken (aktiv zu tun)...und dann auch noch meinen, sie führten ein beschauendes Leben (vita contemplativa)).-Das sind die "yn dy kirchen" sitzen "unter yr kappen und seind got on urkant do ist wenig nütz an" (die in den Kirchen hocken unter ihren Kapuzen (kappen) und wenig Erkenntnis von Gott haben, daran ist kein Nutzen).-Eingießung der göttlichen Gnade (sofern wir sie innerlich wahrnehmen): "sehent dar eyn geusßet got all zeit on unterlaß (=unablässig) seyn genad wan wir der ynwendig warnemen sind". Davon kommt ein schauendes Leben: "und hyer von dißen zu her (=hierher) kumpt eyn-?-schauendes leben des wenig menschen gewar nemen" (das nur wenige führen (wahrnehmen), weil ihnen die Fähigkeit zum Schauen (zur Contemplatio) fehlt). Doch auf dem Weg dahin gibt es Hindernisse: "wann zu der hohsten heiligkeit zu komen so hinteren euch-?-mynner gute außwendige werck zu thon dann ob yr allen den tag yn der kirchen leget auf ewren (lies: euren) knyen und petet ewre drege pater noster" (lustige Stelle: denn um zur höchsten Heiligkeit zu gelangen, hindern uns -?-, weniger, gute äußere Werke zu tun, als wenn ihr den lieben langen Tag in der Kirche auf den Knien herumgerutscht wärt und eure trägen Vaterunser heruntergeleiert hättet=Zeitverschwendung). Wer glaubt, kein äußerliches gutes Werk tun zu können, "dem menschen ist noch yn der warhait nit recht" (der irrt; liegt falsch; oder hat in Wahrheit keinen Bock!) "und ich gelaub auch nit das er nymmer kain werck thü das got gefellig sey" (der wird wohl auch niemals etwas hinkriegen, was Gott in den Kram paßt (gottgefällig ist)) "wann wurcklich leben ist ser nutz und gut aber schauent leben ist noch pesßer" (denn das wirkende, aktive, somit wirkliche Leben ist seht nützlich und gut, aber das beschauliche Leben ist noch viel, viel besser!) "aber baide mit ein ander geubt das das ayne das ander nit hynter das ist das aller peste" (jedoch beide zusammen ausgeübt, so daß das eine das andere nicht behindere, das ist das Allerbeste) "und das gehört den vol-
fol. 16 v: kumen menschen zu wann wer dy paid üben soll zu eyner zeit dy menschen müsßen volkumenlich zu got gefügt seyn also das yn ynker zu got und ausker umb got geleich sey" (doch dies gehört zu einem vollkommenen Menschen, denn wer beides übt zur gleichen Zeit, solche Menschen müssen vollkommen an Gott "angefügt" sein, so daß Einkehr zu Gott und Auskehr (für sie) gleich sei (gleichermaßen sei). Unterdrückung der Sinnlichkeit: "das ist ser gut das sich der mensch bezwing und seyn fünff außwendig fihlich synn" (gut, wenn sich der Mensch und seine fünf äußeren viehischen Sinne bezwingt). Ohne Einkehr zu Gott und Auskehr zur Arbeit..."so ist es alles verloren": "on mich vermogt ir nichtz zu thon" (ohne mich vermögt (könnt) ihr nichts zu tun).-Die die Martern Christi üben, das sind gut scheinende Menschen: "und das thün wol gut und boß menschen hye ist wenig nütz an" (das tun Gute wie Böse, was liegt daran ?). Denn das vergeht, anders als innere Buße und Mitleiden: "wann das ist langest yn yn (= in ihnen) vergangen aber yr puß yn wendiges mit leiden das er het (=hatte) das mag weder -?- noch nymmer mer vergen" (das kann nicht vergehen).
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