Montag, 6. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 214 r

Wir sollen für alle Wohltaten Gottes ("alle guttat gocz") ihm Lob und Ehre geben ("im lob un er geben"), und die Dinge,die uns Gott gibt, sollen wir sinnvoll gebrauchen, damit er sie nicht in seinem Zorn von uns fordere ("und süllen die selben ding nüczlich prauchen auf daz sy got in sein zorn von uns nicht voder". DER MEISTER VON PARIS: Lern von Christus, sanft zu sein, damit "dw alle deinen muet allain auff zw got cherst und auf die gehorsam des gemainen ordens daz dw nit von andern gemerckt werst leiplichen lust zw suechen an (=ohne) rechte not" (seinen Sinn allein zu Gott kehren und dem Orden gehorchen; keine Lust ohne Not suchen). Auch dies soll man tun: "zeuch deinen muet von allem dem daz dich nicht angeht und daz der gemain Ordnung nicht schad sunst laß ain yeden daz sein thuen und sein sitten hallten" (seinen Sinn abwenden von Dingen, die einen nichts angehen, der allgemeinen Ordnung nicht schaden und jeden in seinem Tun und in seiner Lebensweise lassen)-?-"Wes dw machst pessert werden daz nym auff und laß daz ander hingen" (evtl: was man (an sich? an anderen? an etwas anderem?) verbesern kann, das tue und laß anderes hingehen (unbeachtet)).-"Dein hecz bekümer nit mit urtailen seistu (=zumal du) nit waist in wellichem synn daz selb geschicht wann als wir offt ettwas sehen und haltens für ain anders dann es ist allso scheczen wir offt ain gücz für ain pöß" (d.h. wir sollen uns nicht mit beurteilen anderer (von anderem) bekümmern (belasten), da wir oft gar nicht wissen, in welcher Absicht etwas geschieht; wie wenn wir etwas sehen und halten es für etwas anderes, als es ist, ebenso schätzen wir oft ein Gut für etwas Böses, d. h. wir beurteilen die Dinge falsch). Kümmere dich nicht um dies, was du eh nicht verbessern kannst ("was dw zw guet nit bechern (=kehren, verändern) magst um dasz piß (=sei) unbechumert sunder leid ains mit dem andern und üb an dem dein gedult" (nimm es, wie es ist und betrachte es als Einübung in der Gedult).- Wenn dein Schweigen mißfällt, sprich mit sanften Worten ("Ob ettwan von deim gsweigen ein misuallen chumen möcht daz von deiner red mag pessert werden so sprich mit senfften wortten dw seist der ding unschuldig die man dich zeucht (das du der Dinge unschuldig seist, deren man dich zeiht (=die man dir vorwirft; deren man dich bezichtigt). Glaubt man dir aber nicht, so ertrage es wie Jesus ("glaubt man dir nicht so trag dein (hier ist etwas darübergeschrieben) schuld in daz unschuldig leiden Jhesu Christi der vil unrechts durch deinen willen erlitten"; dieser hat viel Unrecht gelitten).-
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