Mittwoch, 8. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 218 r

Dort werden alle Sünden bestraft ("dort peinigt", und zwar mit "gleicher gegen wag" (=Waage), also mir gleicher Münze). Würde man seine eigenen Hindernisse kennen ("wann westen die menschen ir selbs hinttrung") und was man an ewigen Wahrheiten erkennen könnte, wenn man den inneren Menschen aufbaut, würde man Dinge erkennen, die all denen verborgen sind, die sich für den Geist nicht frei gemacht haben ("sy möchten ding wissen die allen denen verporgen sind dy sich nit ledig noch plos in die freihait des auf tringentten (=sich herandrängenden?) geist nicht geseczt haben"). Dazu VINCENTIUS BELLOVACENSIS: "der geist der abschaidenlich stet des adel ist so groß" (der abgeschiedene Geist ist groß; vgl auch Meister Eckhart: Von der Abgeschiedenheit). Was er erschaut, ist wahr (da er ja durch nichts gehindert ist). PAULUSZITAT: "ir ist vil die all nach der chron lauffen und wirt nüz aim gewen"=d.h. viele rennen der Ehre hinterher, kriegen aber was gehustet!). DIONYSOSZITAT: "all chrefft der sel lauffen nach der chron und der lauff ist nichcz anders dann ein abcheren aller creatur und sich verain in die unbeschaffen gothait" (die Seele strebt mit allen Kräften nach oben, kehrt sich vom Geschöpflichen ab, um sich mit der ungeschaffenen Gottheit zu vereinigen). Sie zieht dann Gott dermaßen an sich, daß sie dabei zunichte wird ("zeucht got so vast in sich daz sy an ir selber zw nicht wird"). AUGUSTINUSZITAT: "die sel hat ain himlischen ein gang in die göttlich natur daz ir alle ding zw nicht werden").-Und: "wan des geist ainigung finden all die menschen die got alle ding lassen haben als er sy het da wir nicht waren (d.h. wie er sie hatte, als es uns noch nicht gab)"). Doch leider sind die Menschen anders: "aber die menschen sind zw unsern zeitten gar selczam". Je nach Unterschied in den Werken gibt es auch Unterschied im Lohn ("doch soll man wissen alls vil menschen in irem leben untterschaid haben mit myndern und grösser gütte wercken als ver (?) sind (=insofern?) sy in der gotthait von ainander gesundert im lon als der himel von der erde und die ersten sind als ver (verre=entfernt, weit) über die leczten als die ewigkait ist über alle zeitliche ding und wie wol sy all kinder gocz sind so sind ir doch vil die daz ansehen gottes nicht anders...").
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