Dienstag, 7. August 2018

KLOSTERLEBEN, CGM 800, fol. 214 v

Es ist für den Knecht eine große Ehre, es dem Herrn gleich zu tun. Man soll sanftmütig sein und, was einem widerfährt, soll man so annehmen, als ob es vorher von Gott angeordnet worden wäre ("was dir wider fürt daz entpfach in der maß daz dir es von got vor allso zw geordnet hab"). Ist man krank und keiner hilft (schon damals wurde man diesbezüglich hängen gelassen), dann denke man an die Leiden des Herrn ("so gedenck an Jhesum Christum der in seinen grossen nötten spot und smachait gelitten hat und dem in seim leczten durst von allen den wassern die auff erden waren chains geben ward sunder gallen und essig"; Jesus erlitt Spott und Verschmähung, bekam kein Wasser, sondern bitteren Essig). Himmlischen Lohn muß man sich mit Geduld verdienen: "darumb wild dw manigueltigen lon zw himel haben so muestu in mit manigerlay gedult verdien". Je mehr man sich den Leiden Christi angleicht, desto gleicher wird man dort seinen Freuden, je mehr man sich ihm annähert ("wann so dw hie dem leiden Jhesu Christi ye gleicher wirst so dw (sprich: du) im dort in seinen frewden ye nächentter wirst").-?-Gott züchtigt jeden, den er liebt ("und gaiseld ain yeden den er lieb hat"). BERNHARD VON CLAIRVAUX spricht: Selig die, die im Leiden einen starken Mut haben. Gerade die Frömmsten werden odt hart versucht ("wann in söllicher maß werden die aller frummisten menschen auf daz aller nächst versuecht"). Wer sich Gott unterwirft, der muß zwangsläufig von der Welt verleugnet werden ("der mueß von der welt gancz verlaugnet werden"). Das ist der kürzeste und nächste Weg zum ewigen Leben ("dar umb daz daz willig leiden der chürczist der nächst und sicherst weg zw dem ewigen leben ist").-?------
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