Sonntag, 10. Juli 2016

TEUTOBURGER WALD: 9. N. CHR.: DIE "HAUPTAKTEURE"

1) ARMINIUS: VELLEIUS spricht voller Hochachtung von ihm: "...ein junger Mann, von vornehmer Abkunft, persönlicher Tapferkeit, rascher Auffassung und einer genialen Klugheit, die jenseits der Begabung eines Barbaren liegt."
2) L. EGGIUS: Lagerkommandant; gute Beurteilung.
3) ASPRENAS: Neffe des VARUS, Befehlshaber zweier Legionen der Rheinarmee, ambivalente Figur; soll sich am Vermögen der Gefallenen bereichert haben.
4) CALDUS CAELIUS: Tötete sich selbst in der Gefangenschaft auf spektakuläre Weise.
5) L. CAEDICIUS: War in ALISO eingeschlossen und schlug sich mit dem Schwert den Weg frei. Recht so!
6) QUINCTILIUS VARUS: Ehemals Statthalter von Syrien: "Arm kam er in die reiche Provinz und reich ging er aus der armen fort. VELLEIUS ist VARUS gegenüber nicht objektiv: "Der Feldherr hatte mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen, denn nach dem Vorbilde seines Vaters und Großvaters stürzte er sich selbst in das Schwert."
7) CEIONIUS: "Während aber von den beiden Lagerkommandanten L. EGGIUS ein leuchtendes Beispiel gab, gab CEIONIUS ein ebenso schmähliches: als der größte Teil des Heeres gefallen war, zog er es vor zu kapitulieren und, statt in der Schlacht zu fallen, sich hinrichten zu lassen."
8) VALA NUMONIUS: "Ebenso gab VALA NUMONIUS, der Legat des VARUS, ein sonst ruhiger Mann, ein abscheuliches Beispiel: er ließ das Fußvolk im Stich, so daß es ohne Beistand der Reiterei war, und trat mit den Geschwadern die Flucht zum Rhein an. Doch die Rache des Schicksals traf ihn für diese Tat, denn er sollte die von ihm in Stich gelassenen nicht überleben: den Verräter ereilte unterwegs der Tod."
9) SEGESTES: ein Denunziant! VARUS schenkte den Warnungen des SEGESTES kein Gehör: "Doch schon trat das Verhängnis der klaren Überlegung in den Weg; hatte es doch alle Schärfe seines Geistes stumpf gemacht."
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Man hat das Gefühl, daß es sich bei den genannten Personen weniger um Akteure als um Schachfiguren der Geschichte handelt. Jeder hat sein Schicksal bzw. Verhängnis.
Auffallend ist weiterhin, daß TACITUS Gründe für die Schuld bei den höheren Rängen sucht und nicht bei den einfachen Soldaten. Ein geradezu demokratischer Zug.
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Montag, 4. Juli 2016

DIE DAKERKRIEGE AUS DER SICHT EINES LEGIONÄRS (2)

Ausgangspunkt war, wie immer, wenn es losging, VIMINACIUM, Hauptort der Provinz OBERMÖSIEN. Dort residierte TETTIUS IULIANUS, der Statthalter der Provinz.
Vier Legionen standen bereit: LEGIO I und II ADIUTRIX, letztere kürzlich von Britannien an die schöne Donau verlegt, LEGIO IV FLAVIA und LEGIO VII CLAUDIA.
Frühmorgens war Abmarsch. Die Stimmung war gut, obwohl so mancher noch den Wein von gestern spürte. Zunächst wurden die AUXILIA (Hilfstruppen) vorausgeschickt. Ihr Job war es, zu sichern und das Gelände zu erkunden. Nichts für mich. Ich kämpfe-wie ich schon sagte- lieber mit dem "gladius" und "pilum", als im Gelände herumzuirren. Also, die AUXILIA hielten Ausschau nach Hinterhalten (dem Feind war ja nicht zu trauen) und machten, so oft es ging, Meldung. Wir marschierten ungefähr in dieser Reihenfolge: AUXILIA (Bogen, Schleuderer, leichte Infanterie, Reiter)-Vorhut: 1 LEGIO plus Reiterei-10 Mann/ Zenturie (Transport der Werkzeuge für Lagerbau)-Pioniere-Gepäck des Feldherrn und der Stabsoffiziere plus Eskorte (beritten)-Feldherr plus Leibwache-Legionsreiterei (120/ Legion)-Belagerungswaffen (zerlegt)-Legaten, Tribunen, Praefekten plus Eskorte-DIE LEGIONES: Jeder LEGIO ging der Adlerträger (AQUILIFER) voraus, umgeben von Feldzeichenträgern (SIGNIFERI) und Trompetern; dann in Sechserreihen die LEGIONEN plus Troß-Nachhut: Leichte und Schwerbewaffnete plus Reiter. Die Länge des Ganzen: ca. 20 km!
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DIE DAKERKRIEGE AUS DER SICHT EINES LEGIONÄRS (1)

Der Kaiser befahl seinen Legionären eine Brücke über die Donau zu bauen. Der Kaiser, das war MARCUS ULPIUS TRAIANUS NERVA CAESAR AUGUSTUS, ein überaus befähigter und beliebter Mann. Trajan war von seinem Vorgänger, dem langweiligen NERVA adoptiert worden. Die Brücke über die Doau war eine Art Pontonbrücke. Wie das funktionierte-sozusagen die Gebrauchsanweisung-überliefert uns freundlicherweise ARRIANUS. Man verankerte ganz einfach Boote im Fluß und legte eine Fahrbahn darüber. Fertig. Auf der Trajansäule sehen wir eine solche Szene.
Es sollte gegen die Daker gehen, allesamt finstere Barbaren, die sich selten waschen und in den Karpaten hausen, wo eigentlich keiner hin will. Viele von uns übrigens auch nicht, denn da gibt es keine Tavernen mit schönen Frauen. Wahrscheinlich auch keinen Wein, was das Schlimmste ist. Man erklärte uns, daß es politische Gründe gebe, dort einzumarschieren. Nun, ich bin einfacher Legionär und verstehe von Politik nichts. Dafür kann ich besser mit dem "gladius" und dem "pilum" umgehen. Wir alle aber denken: Der Kaiser wird seine Gründe haben, und Befehl ist schließlich Befehl-das ist Ehrensache! Als man uns sagte, daß man dort Kriegsruhm erwerben könne und es viel zu holen gebe, waren wir sofort Feuer und Flamme, vor allem wegen letzterem. Der König der Daker-jedenfalls schimpfte er sich so-hatte den unaussprechlichen Namen DECEBALUS. Der hatte schon einmal Ärger gemacht-das war vor 16 Jahren, da ist der über die Donau vorgestoßen. Doch jetzt sollte es dem Drecksack an den Kragen gehen, und zwar endgültig!
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